Der Regisseur von DIE KREUZFAHRT DER NAVIGATOR heisst Buster Keaton. Er wurde 1895 geboren, im gleichen Jahr wie das Kino! Keaton gehört zu den grössten Komikern der Stummfilmzeit und übernahm in allen seinen Filmen nicht nur die Regie, sondern spielte auch die Hauptfigur. Genau wie Charles Chaplin!

Zu seiner Zeit war Keaton genauso bekannt wie Chaplin. Das Publikum gab ihm zahlreiche seltsame Spitznamen: Marmorgesicht, Holzkopf, Wachsfigur, Frigo (Kühlschrank), tragische Maske! Aber warum?

Ganz einfach: Weil Keaton vor der Kamera nie lachte! Nicht das kleinste Lächeln von ihm konnte jemals in einem Film eingefangen werden. Selbst in den verrücktesten Situationen bleibt seine Filmfigur immer ernst.

Buster Keaton beschloss schon als kleiner Junge, der Mann zu werden, der nie lacht. Als Kind trat er mit seinen Eltern in einer Art Komödien- und Musikshow auf, die man in den USA «Music Hall» nannte.

Bei diesen Auftritten bemerkte Keaton ein seltsames Phänomen: Das Publikum lachte viel mehr, wenn er in den manchmal abenteuerlichsten und gefährlichen Slapstick-Stunts keine Miene verzog und todernst blieb.

Als er dann später selbst Filme machte und darin auftrat, hielt sich Buster Keaton weiterhin an dieses Erfolgskonzept. Selbst wenn er überrascht wird, zwinkert sein Auge nur ein ganz klein wenig.

Wie alle Stars des Slapstick-Kinos begann auch Buster Keaton als Schauspieler. Innerhalb kürzester Zeit wurde er jedoch so berühmt, dass er auch als Regisseur mitwirkte.

Keaton drehte ab 1923 seine besten Filme. Zu dieser Zeit konnte er vor der Kamera tun und lassen, was er wollte. Er braucht nur jemanden, der ihm half, seine Szenen zu filmen.

Buster Keaton war bereits ebenso berühmt wie Charles Chaplin, als er 1924 DIE KREUZFAHRT DER NAVIGATOR drehte. Dieses Meisterwerk des Slapstick-Kinos ist ein Stummfilm in Schwarz-Weiss. Zu Stummfilmzeiten gab es noch keinen Farbfilm.

Der Held des Films wird von Buster Keaton selbst gespielt. Er ist ein junger Milliardär, der es nie nötig hatte, für seinen Lebensunterhalt zu arbeiten. Er möchte seine Nachbarin, die Tochter eines reichen Schiffsbesitzers, heiraten.

Nach mehreren abstrusen Ereignissen treffen sich die beiden jungen Leute auf einem riesigen Passagierschiff namens Navigator. Sie sind die einzigen Passagiere an Bord und stellen fest, dass es absolut niemanden gibt, der das Schiff steuert. Ohne Kapitän am Steuer treibt die Navigator gefährlich ins offene Meer hinaus.

Buster und seine Verlobte, die nicht daran gewöhnt sind, die Ärmel hochzukrempeln und selbst anzupacken, müssen das Schiff um jeden Preis wieder unter Kontrolle bringen!

Glücklicherweise ist Buster ein helles Köpfchen. Zusammen mit seiner Verlobten findet er für alle Probleme überraschend praktische Lösungen. Allerdings sind die aber völlig verrückt oder hochakrobatisch oder eben beides zugleich!

Und genau das macht den Film zum Schreien komisch! Weil auf dem Schiff alles so grosse Dimensionen hat, ist es auch sehr kompliziert. Wie soll man für zwei Personen in einem 500-Liter-Kochtopf Frühstückseier kochen? Wie unter Wasser ein Leck im gigantischen Schiffsrumpf flicken?

Buster hat dafür seine sehr eigenen Methoden, die von Filmfachleuten «Komik durch Zweckentfremdung» bezeichnet wird.

Buster verwendet Gegenstände auf eine völlig neue Art und Weise, die nichts mehr mit ihrer üblichen Verwendung zu tun hat. Ob mit einem Anker, einer Boje oder einem Sägefisch – das Ergebnis ist immer sehr lustig.

In anderen Szenen des Films sorgt unser Schauspieler und Filmemacher ganz anders für Lacher, zum Beispiel auf absurde Weise, indem er sich die Hände unter Wasser wäscht und sorgfältig abtrocknet.

Das ist auch der Fall, wenn er in einem sehr lustigen Kurzfilm, den wir vor DIE KREUZFAHRT DER NAVIGATOR sehen werden, von einer ganzen Meute von Polizisten verfolgt wird.