Brrr! Der Anfang von CHICKEN RUN jagt ganz schön «Hühnerhaut» ein! Fahles Mondlicht, eine Reihe düsterer Baracken, ein bedrohlicher Wachturm und alles umschlossen von Stacheldrahtzaun... In was für ein Gefängnis sind wir da bloss geraten?

Erst später merken wir, dass es sich gar nicht um ein Gefangenenlager handelt, sondern um den Hühnerhof von Mr. und Mrs. Tweedy... Und dass der bedrohliche Wachturm in Wirklichkeit nichts anderes als ein Wasserreservoir ist!

Die beiden Regisseure Peter Lord und Nick Park stiften diese kleine Verwirrung absichtlich. Damit zeigen sie uns, dass sie eine sogenannte Parodie gedreht haben.

Parodien bringen zum Lachen, weil sie etwas imitieren, das wir kennen. Sie ahmen ernsthafte Filmgenres nach, meinen es aber dabei gar nicht ernst! Es gibt Parodien von Western, Melodramen, Krimis und sogar von Horrorfilmen.

Mit CHICKEN RUN parodieren die beiden Regisseure einen beliebten Filmtyp: den Fluchtfilm. Fluchtfilme spielen meistens in einem Gefangenenlager und zeigen die Versuche der Häftlinge, aus dem Lager zu entkommen.

Peter Lord und Nick Park ersetzen in ihrem Film die Menschen durch Hühner. Das ist zwar ganz schön gewagt, regt aber auch zum Nachdenken an... Kann man die Hühnerhaltung mit einem Gefangenenlager vergleichen?

Eines ist jedoch sicher: Wir würden ganz bestimmt nicht so behandelt werden wollen wie Ginger, Babs oder Bunty! «Eier legen oder sterben», so lautet für sie die Devise. Denn die schreckliche Mrs. Tweedy dreht den armen Hennen die Gurgel um, wenn sie es nicht schaffen, die vorgeschriebene Anzahl Eier zu legen!

Die Hühner versuchen alles, um ihrem tristen Dasein zu entfliehen. Aber keinem ist es je gelungen, aus dem Lager zu flüchten, denn dafür müsste man fliegen können!

Die Situation spitzt sich zu, als Mrs. Tweedy eines Tages eine geheimnisvolle Maschine anschafft, die Pasteten herstellen soll – und zwar aus Hühnern!

Die Hoffnung bringt erst Rocky zurück, ein entflohener Zirkushahn, der quasi vom Himmel fällt: Der angeberische Gockel schlägt der mutigen Ginger und ihren Freundinnen vor, ihnen das Fliegen beizubringen.

Es muss allerdings sehr schnell gehen, denn Mr. Tweedy hat in der Zwischenzeit die seltsame Pastetenmaschine schon fast fertig zusammengesetzt... Zu allem Unglück bemerkt Ginger nun, dass es mit den Flugkünsten des Gockels Rocky nicht so weit her ist, wie er sie hat glauben lassen...

Mehr sei nicht verraten, schliesslich soll die Spannung noch erhalten bleiben... Schauen wir uns lieber ein paar der Tricks an, die Peter Lord und Nick Park geholfen haben, diesen Animationsfilm auszubrüten, in dem ein Gag den anderen jagt.

Peter Lord und Nick Park hatten bereits ein paar kurze Animationsfilme gedreht. Mit CHICKEN RUN wagten sich die Erfinder von «Wallace und Gromit» zum ersten Mal an einen abendfüllenden Spielfilm. So nennen die Fachleute einen Film, der länger als eine Stunde dauert.

Während fast zwei Jahren haben 40 Animatoren Bild für Bild an diesem Film gearbeitet. 387 Hühner mussten in 30 verschiedenen Dekors animiert werden!

Um alle der 10 bis 30 Zentimeter grossen Figuren basteln zu können, benötigte man etwa 2 Tonnen Plastilin, also fast 2000 Kilogramm. Plastilin ist eine Spezialknete, die sich für die Herstellung von Filmfiguren besser eignet als Knetmasse zum Spielen.

Mit das Beste am Film ist die Weise, wie Ginger, Babs und Co. sprechen. Es sieht nämlich so aus, als redeten die «Knet-Hennen» so, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Und dabei sehen sie aus wie richtige Schauspielerinnen...

Natürlich steckt dahinter ein Trick. Zwischen jeder Aufnahme änderte der Animator den Mund, oder besser: den Schnabel. Je nachdem, was das Huhn zu sagen hatte, wurde der ganze Schnabel ausgewechselt. So gab es für jedes Huhn Hunderte verschiedener Schnäbel: Für jeden Laut einen anderen!

Damit die Bewegungen der Schnäbel besser wirken, beschlossen die Filmemacher, dass die Hennen etwas haben sollten, das ihnen in Wirklichkeit fehlt – nämlich Zähne!