Die ganz grossen Komiker des Kinos sind gleichzeitig grosse Individualisten. Die Gag-Genies wie Charles Chaplin oder Buster Keaton können uns ganz alleine zum Lachen bringen, ohne dass ihnen jemand dabei hilft. Deshalb spielen sie oft auch Gestalten, die ganz alleine sind.

Es gibt aber auch Ausnahmen von dieser Regel. Zum Beispiel dieses hinreissende Duo mit dem Dicken, der seinen Schlips immer mit beiden Händen zwirbelt, und dem Dünnen, der manchmal wie ein kleines Kind in Tränen ausbricht.

Um wen handelt es sich? Natürlich um Laurel und Hardy! Der Dünne ist Stan Laurel und der Dicke heisst Oliver Hardy. Die beiden sind schier unzertrennlich.

Aber Achtung! Die beiden Kumpels spielten nicht immer zusammen. Laurel war zuerst Mitglied einer Theatertruppe, in der er als zweite Besetzung für Charles Chaplin auftrat.

Wie Chaplin arbeitete Laurel erst als Pantomime. Das ist eine Darstellungskunst, die ausschliesslich körperliche Ausdrucksmittel wie Gesten oder Minenspiel einsetzt. In der Zeit des Stummfilms waren die Filmproduzenten logischerweise sehr interessiert an diesen Schauspielern, die sich ohne Stimme ausdrücken konnten.

Laurel war ein hervorragender Pantomime und so wurde er schnell fürs Kino engagiert. Er spielte in rund 70 burlesken Filmen mit, bevor er einen gewissen Oliver Hardy kennenlernte...

Als sich Stan Laurel und Oliver Hardy begegneten, war Laurel bereits ein grosser Star. Hardy seinerseits hatte bis dahin nur kleine Rollen übernommen, in denen er meistens den Bösewicht spielte.

Beim ersten Film, den die Zwei miteinander drehten, bemerkten sie einander eigenartigerweise noch nicht. Erst acht Jahre später, 1926, beschlossen Laurel und Hardy, als Komikerduo zusammenzuarbeiten.

Ab diesem Moment waren der Dicke und der Dünne ein unschlagbares Gespann. Bis 1951 spielten die beiden in fast hundert Filmen mit, die einen riesigen Erfolg hatten. Laurel war sozusagen das Gehirn des Duos: Er war es, der sämtliche Gags erfand.

Dass es Laurel und Hardy schafften, so lange gut miteinander auszukommen liegt unter anderem daran, dass sie sich ausserhalb der Arbeit nicht sahen. Tagsüber zankten sie sich vor der Kamera, und am Abend ging jeder in Ruhe zu seiner Familie nach Hause.

Wenn man die beiden in ihren Filmen sieht, ist es schwierig, sich den Einen ohne den Andern vorzustellen. Jedes Mal, wenn Laurel eine Katastrophe auslöst, ist Hardy da, um die Sache auszubügeln... auch wenn sein Eingreifen die Lage in der Regel nur noch verschlimmert!

Im Grunde sind die beiden dicke Freunde. Zwar streiten sie sich die ganze Zeit, aber wenn es darum geht, sich gegen jene zu wehren, die ihnen Ärger bereiten, dann halten sie durch dick und dünn zusammen.

Die Filme von Laurel und Hardy unterscheiden sich sehr von denen von Charles Chaplin oder Buster Keaton: Sie sind viel langsamer. Gerade diese Langsamkeit ist es, die sie so lustig macht.

Anstatt dass sie sofort reagieren, nehmen sich der Dicke und der Dünne alle Zeit der Welt um nachzudenken, bevor sie wieder eine Riesendummheit anstellen.

Die Figuren, die Laurel und Hardy spielen, sind in allem was sie tun, mit grosser Blödheit gesegnet. Vielleicht lieben wir sie deshalb so sehr. Denn wenn wir sehen, wie sie ein-, zwei-, dreimal ihre Trotteleien wiederholen, dann nervt das, und ist zugleich eine Erleichterung. Ist doch klar: Es ist gut zu wissen, dass es Leute gibt, die dümmer sind als wir!

Als 1929 der Tonfilm ins Kino kam, wurden die Slapstickkomödien von Laurel und Hardy noch langsamer. Die beiden begannen, zwischen ein paar Tritten in den Hintern, witzige Dialoge einzubauen.

Unter uns gesagt: Laurel und Hardy sind die einzigen Genies des burlesken Kinos, die es schafften, den Wechsel vom Stumm- zum Tonfilm zu vollziehen, ohne etwas von ihrer Berühmtheit einzubüssen.

Für das Publikum von damals war es ganz natürlich, zwei Schauspieler, die schon immer zusammen gespielt hatten, miteinander sprechen zu hören.