Vor einigen Jahren hat man Filmkritiker in der ganzen Welt gebeten, eine Liste mit den zehn besten Filmen aller Zeiten zu erstellen.

Nun, bevor wir hier weiterfahren, wollen wir erst mal sagen, dass Filmkritiker Frauen oder Männer sind, die ihre Meinung zu Filmen abgeben – und zwar in Zeitungen, im Radio oder im Fernsehen.

Es erstaunt nicht, dass die Antworten dieser Kritiker sehr unterschiedlich waren. Schliesslich ist es mit dem Film ein bisschen wie mit dem Essen: Jeder hat so seinen eigenen Geschmack. Aber es gab dennoch einen Film, der in fast allen Listen auftauchte… Und das war Charles Chaplins GOLDRAUSCH.

Wie bitte? Ein schwarz-weisser Stummfilm soll zu den zehn besten Filmen aller Zeiten gehören? Aber ja doch! Es gibt auch mindestens zwei gute Gründe dafür...

Erstens hat es überhaupt nichts mit dem Alter zu tun, ob ein Kunstwerk gut oder schlecht ist. Das gilt übrigens auch für die Malerei, die Musik oder das Theater.

Und zweitens stammt GOLDRAUSCH von einem der allergrössten Filmschaffenden der Welt: von Charles Chaplin. Ja genau, derjenige, der auch gleich selbst die Figur des Charlie spielt! Er drehte den Film übrigens zwischen 1923 und 1925.

In GOLDRAUSCH spielt Charles einen Goldsucher. Zusammen mit Tausenden anderen armen Leuten ist er nach Alaska gekommen, um dort sein Glück zu suchen.

Aber statt Gold findet Charlie nur Schnee – viel Schnee! Während eines Schneesturms flüchtet er in die Hütte von Big Jim, einem anderen Goldwäscher. Die beiden Burschen haben jedoch ein grosses Problem: Sie haben nichts mehr zu essen.

Der arme Big Jim ist so ausgehungert, dass er bereits Visionen hat: Er verwechselt Charlie mit einem appetitlichen Hühnchen... Um diese berühmt gewordene Szene zu filmen, hat Chaplin mit grossem Erfolg einen Trick angewendet, den man «Doppelbelichtung» nennt.

Bevor sie die Goldader finden, die sie reich machen wird, erleben Charlie und Big Jim noch viele Abenteuer. Wie immer wird darüber noch nichts verraten, um die Überraschung zu bewahren.

Charles Chaplin hat lange gebraucht, bis er den Film fertig hatte. Fast zwei Jahre hat er daran gearbeitet! Er ist mit der ganzen Filmequipe von Hollywood aus 600 Kilometer weit nach Norden gefahren. Dort drehte er in schneebedeckten Bergen den Anfang des Films.

Die meisten anderen Szenen wurden im Studio gefilmt. Dort liess Chaplin das Dekor zu GOLDRAUSCH aufbauen. Um Schnee im Studio herzustellen, hat er Tonnen von Gips gebraucht. Und das Beste ist, dass man den Unterschied gar nicht bemerkt!

In GOLDRAUSCH gibt es eine Fülle von burlesken Gags. Das erklärt vielleicht, weshalb Filmkritiker aus aller Welt diesen Film so mögen. Zwei der bekanntesten Gags stellen wir hier bereits vor, um die Zeit bis zur Filmvorführung zu verkürzen.

Zuerst der Gag mit dem starken Wind: Charlie versucht vergeblich die Tür von Big Jims Hütte vor dem Schneesturm zu schliessen. Er rennt dabei auf der Stelle. Chaplin verwendete dafür ein Laufband.

Ein wenig später versucht Charlie den Hunger von Big Jim zu stillen und kocht einen seiner Schuhe. Die Schnürsenkel isst er als wären es leckere Spaghetti... Guten Appetit!

GOLDRAUSCH wurde 1925 fertiggestellt, also zu einer Zeit, als Filme noch stumm waren. Heute sind sie weniger stumm! Hm, hören wir doch mal ein wenig genauer hin...

Zu den Bildern hört man eine Stimme, welche die Geschichte unseres Goldsuchers erzählt. Wie geht das denn, wenn es doch ein Stummfilm ist? Ganz einfach! Charles Chaplin hat diesen Kommentar etwa 20 Jahre nach der Fertigstellung des Films hinzugefügt.

Das konnte er tun, weil inzwischen der Tonfilm erfunden worden war. Er hat diese Technik auch gleich dazu benützt, um eine Musik aufzunehmen, die er selbst komponiert hatte. Chaplin, das komische Genie, hatte nämlich mehr als ein Talent!