Wer kennt nicht die Geschichten von Frau Holle, dem kleinen Däumling oder Aschenbrödel? Heute kennen sie fast alle. Es gab aber eine Zeit, in der diese Märchen fast in Vergessenheit geraten wären.

Ganz früher, als es noch keine Bücher gab, kannten die Menschen die Geschichten auswendig. Die Grosseltern erzählten sie ihren Enkelkindern. Als diese dann selbst alt waren, erzählten sie sie ihren eigenen Enkelkindern weiter.

Auf diese Weise blieben die Märchen im Gedächtnis der Menschen. Doch das hat sich ab dem Jahr 1454 stark verändert. Damals wurde nämlich der Buchdruck erfunden.

Die ersten Drucker und Verleger fanden, dass die Märchen nicht wichtig genug seien, um daraus Bücher zu machen. Logisch, alle kannten die Geschichten ja bereits. Wer hätte also die Bücher gekauft?

Das blieb so fast 400 Jahre lang. Bis eines Tages die Gelehrten merkten, dass nicht mehr alle Leute die Märchen kannten, und dass sie viel zu wertvoll waren, um in Vergessenheit zu geraten! Die Gelehrten begannen Menschen aufzusuchen, die noch Märchen zu erzählen wussten.

Das waren vor allem ältere Damen und Herren. Daher mussten sich die Gelehrten beeilen, um ihr Wissen aufzuschreiben, bevor sie verstarben.

Aus ihren Notizen haben die Geschichtenjäger Bücher gemacht und so die Erzählungen aufbewahrt. Dank dieser Arbeit sind uns die drei magischen Worte überliefert, die uns in eine andere Zeit versetzen können: «Es war einmal...»

Wenig später wurde das Kino erfunden. Das bietet natürlich auch eine gute Möglichkeit, die Abenteuer von Schneewittchen oder Dornröschen zu erzählen.

Der Erfinder der Filmtricks, der Franzose Georges Méliès, hatte als Erster die Idee, Märchenfilme zu drehen. Nur sechs Jahre nach der ersten Filmvorführung verfilmte er bereits die Geschichte von Rotkäppchen!

DREI HASELNÜSSE FÜR ASCHENBRÖDEL ist aber viel jünger. Der Märchenfilm wurde 1973 von einem tschechischen Filmemacher gedreht. Er nutzte dafür ein sehr bekanntes Märchen, oder zwei, um genau zu sein.

Es war aber nicht der Regisseur, der für die Mischung von zwei Geschichten verantwortlich war, sondern eine Schriftstellerin, die in ihrer Heimat sehr berühmt war. Sie hat aus zwei Märchen, nämlich «Aschenbrödel» und «Allerleirauh», eine Erzählung gemacht.

Das ist ihr sehr gut gelungen! Man merkt nämlich überhaupt nicht, dass der Film zwei ziemlich verschiedene Märchen miteinander vermischt.

DREI HASELNÜSSE FÜR ASCHENBRÖDEL spielt in einer Zeit, als es noch überall Königinnen und Könige gab. Der Ausstatter des Films musste also Requisiten besorgen, die den Eindruck einer längst vergangenen Zeit erwecken.

Das gleiche Problem stellte sich auch bei den Kostümen. Die Kostümbildnerin musste sehr darauf achten, dass die königlichen Kleider nicht zu modern erschienen.

Da es sich aber um ein Märchen handelt, ist es nicht so wichtig, dass alles «historisch echt» ist. Deshalb ist es nicht schlimm, dass Schloss und Kleider aus verschiedenen geschichtlichen Epochen stammen.

Der Film benötigte noch andere Spezialisten, nämlich Tierdresseure. Aschenbrödel ist bekanntlich von Tieren umgeben, die ihr helfen: die Tauben, eine Eule und natürlich das weisse Pferd!

Wie filmt man eigentlich ein galoppierendes Pferd? Das ist im Grunde ganz einfach: Man befestigt die Kamera auf einem Auto, das genauso schnell fährt wie das Pferd galoppiert.

Wenn das Pferd nur trabt, dann nutzen die Techniker einen kleinen Wagen, auf den sie die Kamera montieren. Auf Schienen schieben sie diesen parallel zum Pferd. Diese Technik nennt man «Travelling».