Es gibt zwei ganz grosse Komiker des Stummfilms: Der eine heisst Charles Chaplin und der andere Buster Keaton. Von ihm ist DER GENERAL. Der Film stammt aus dem Jahr 1926, das ist ein Jahr bevor der erste Tonfilm in Amerika gezeigt wurde.

Dieser burleske Film erzählt eine Geschichte, die sich während des amerikanischen Bürgerkriegs tatsächlich so zugetragen hat. Der Krieg, in dem der Norden gegen den Süden der Vereinigten Staaten kämpfte, dauerte fünf Jahre, von 1861 bis 1865.

Die Soldaten des Nordens trugen blaue Uniformen. Sie waren gegen die Sklaverei. Die Südstaatler waren grau gekleidet. Sie hatten den Krieg begonnen, weil sie ihre Sklaven nicht freilassen wollten.

Zum Glück für die afrikanischen Sklavenarbeiter hat der Norden den Krieg gewonnen. Die Südstaatler mussten den Sklaven, die auf den Baumwollfeldern hart schufteten, die Freiheit wiedergeben.

In DER GENERAL spielt Buster Keaton die Rolle des Johnny Gray. Er ist Lokomotivführer und möchte unbedingt in die Südstaatenarmee eintreten. Achtung! Das bedeutet nicht, dass Buster Keaton für die Sklaverei war!

Das genaue Gegenteil ist nämlich der Fall. Das Komikgenie Keaton benutzte die Figur des Johnny Gray, um uns zu zeigen, wie absurd und brutal dieser Krieg war – wie übrigens alle Kriege!

Armer Johnny! Die Armee hat absolut kein Interesse an ihm! Na ja, das Militär denkt eben, dass Johnny ihnen als Lokomotivführer mehr nütze. Zu allem Unglück denkt jetzt seine Braut Annabelle, dass er ein Feigling sei. Wie soll er ihr nur das Gegenteil beweisen?

Ein Jahr später bekommt er endlich die Gelegenheit, seinen Mut zu beweisen. Spione der Nordstaatler klauen ihm den «General», seine Dampflokomotive, die er mindestens ebenso liebt wie seine Verlobte!

So beginnt das unglaublichste Hin und Her der Filmgeschichte. Mit einer anderen Lokomotive nimmt Johnny die Verfolgung der Diebe auf, die auch seine geliebte Annabelle entführt haben!

Im Lager der Nordstaatler gelingt es Johnny, Annabelle und seine Lokomotive zu finden. Er schafft es sogar, beide zu befreien, und so geht es dann auf die Rückreise – bloss ist diesmal er der Verfolgte.

Die irrwitzige Verfolgungsjagd endet auf einer brennenden Brücke und die Lokomotive der «Bösen» fällt in den Fluss. Nebenbei muss Johnny noch ein paar Probleme lösen, die sich ihm in den Weg stellen.

Ob es sich dabei um gekappte Telegrafenmaste, lose Eisenbahnschwellen, kippende Kanonen, zuschnappende Wolfsfallen oder eigenwillige Säbel handelt: Johnny findet jedes Mal eine Lösung, die immer auch einen genialen Gag bereithält!

Wie in allen seinen Filmen lacht Buster Keaton auch in DER GENERAL niemals. Der Himmel kann ihm auf den Kopf fallen, doch er verzieht keine Miene. Nur wenn er überrascht ist, blinzelt er ein wenig mit den Augen.

Keaton hat alle akrobatischen Einlagen in seinen Filmen selber ausgeführt. Selbst bei den gefährlichsten Stunts liess er sich nicht vertreten. Für die akrobatischen Einlagen musste er sehr genau arbeiten. Manchmal trennten ihn nur Millimeter von einem Unfall!

Einmal erklärte er einem Journalisten, dass ein komischer Film viel mit Mathematik zu tun habe, und dass die Gags so präzise wie ein Uhrwerk funktionieren müssen. Wenn man einen Gag wie den mit der Weiche sieht, dann versteht man, was er damit meint.

In DER GENERAL gibt es nicht eine einzige Trickaufnahme. Es wurden auch keine Modelle verwendet. Alles wurde mit echtem Material in der richtigen Grösse gefilmt. Die Dampfloks sind immer echte Dampflokomotiven.

Der Beweis dafür ist eine Dampflok, die 20 Jahre auf dem Grund des Flusses gelegen hat, wo die Szene mit der brennenden Brücke gefilmt worden war. Die alte Lok wurde zu einer regelrechten Touristenattraktion, bis man sie aus dem Fluss gezogen hat.